Am 26.01.2023 hat Conny Melzer aus dem Team des Innovation Hub Inklusion an der Universität Jena anlässlich der Vortragsreihe Lehrer*innenbildung einen digitalen Vortrag über ihrer Zeit als Leiterin des Handlungsfeld Studium Inklusiv an der Universität zu Köln (2016-2021) gehalten. Im folgenden präsentieren wir eine kurze Zusammenfassung der Veranstaltung.
Kurzfassung des Vortrags
In Nordrhein-Westfalen ist seit einiger Zeit die Thematisierung inklusionsorientierter Inhalte im Umfang von 5 Leistungspunkten in jedem Fach des Lehramtsstudiums vorgesehen. Die Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln hat dies in den beiden Förderphasen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung forciert und dabei sowohl eine Bottom-up- als auch eine Top-down-Strategie umgesetzt. Zunächst wurden systematisch an Inklusion interessierte Lehrende in einer Zukunftswerkstatt zusammengeführt und bottom-up nicht nur eine gemeinsame Arbeitsgrundlage diskutiert, sondern auch überlegt, wie mehr inklusionsorientierte Inhalte in die Lehrer*innenbildung integriert werden können. Darüber hinaus wurde das Handlungsfeld „Studium inklusiv“ initiiert. Das vom Zentrum für LehrerInnenbildung gegründete „Netzwerk Inklusion“ bringt darüber hinaus Forschende und Lehrende zum Thema Inklusion zusammen.
Aufgrund des Lehrerausbildungsgesetzes und der Lehramtszugangsverordnung in Nordrhein-Westfalen konnte jedoch nicht rein fakultativ gearbeitet werden. Inklusion musste (top-down, aber mit den Erfahrungen des bottom-up-Prozesses) in allen Fächern thematisiert werden. Daher wurde ein Umsetzungsprozess angestoßen, der in der Zukunftswerkstatt, die schon länger zusammenarbeitete, konsequent diskutiert und begleitet wurde. Nach einem Kick-off benannten alle Fächer Module, in denen Inklusion zukünftig thematisiert werden soll. Die Leistungspunkte mussten in den Modulhandbüchern inhaltlich ausgewiesen werden. Hierfür wurde der Deutsche Qualitätsrahmen (DQR) zugrunde gelegt und Formulierungsbeispiele zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus mussten technische Lösungen gefunden werden, um die Leistungspunkte im sogenannten „Transcript of Records“ (alle besuchten Veranstaltungen) auszuweisen, ohne dass es zu Doppelzählungen kommt. Es dauerte nur ein halbes Jahr, bis die geplanten Änderungen von den notwendigen Gremien beschlossen waren. Für eine so große Universität wie Köln ist das vergleichsweise sehr schnell.
Im Jahr 2019 stellt sich jedoch die Frage, wie die Qualität der Umsetzung sichergestellt werden kann, denn allein die Aktualisierung der Modulhandbücher garantiert noch keine inhaltlich hochwertige Umsetzung in der Lehre. Im Zweifelsfall gilt das Sprichwort „Papier ist geduldig“. Die Zukunftswerkstatt Inklusion hat diese Herausforderung erkannt, ihren Fokus verändert und Evaluationsdesigns entwickelt. Darüber hinaus wurde ein Leitfaden Inklusion an der Universität zu Köln erstellt und allen lehramtsbildenden Fakultäten abgestimmt zur Verfügung gestellt. Letztlich soll eine inhaltliche Verbindung zwischen den einzelnen Fächern erreicht werden. Hierfür wurde das Zertifikat „Handlungswissen Inklusion“ entwickelt und etabliert.
Diskussion im Anschluss
Die Fragen im Anschluss an den Vortrag waren sehr konstruktiv und vielfältig. Vor allem wurde natürlich die Frage gestellt, wie ein solch umfangreicher Prozess zu bewältigen sei. Zunächst ist zu sagen, dass dies ohne die Projektmitarbeitenden und das QLb-Projekt an der Universität zu Köln nur in geringerem Umfang und wohl auch nur top-down möglich gewesen wäre. Darüber hinaus gab es eine federführende Unterstützung durch das Prorektorat, ohne die eine konzertierte Ansprache aller Fakultäten wesentlich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich gewesen wäre. Diskutiert wurden auch die Möglichkeiten der Einbindung von Lehrenden, die sich bisher noch nicht wirklich mit Inklusion beschäftigt hatten, dies aber nun tun müssen. In Köln wurde eine „Inklusion-in-der-Lehre“-Sprechstunde und ein E-Learning-Modul zur Inklusion angeboten, das auch im Blended Learning Format und gemeinsam mit den QLb-Projektmitarbeitenden umgesetzt wurde. Sicherlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten.
Es wurden auch Fragen zum Involvieren von praktisch tätigen Kolleg*innen sowie zur zweiten Phase der Lehrkräftebildung gestellt. In einem solchen strategischen Prozess können diese Interaktionen nicht dauerhaft im Voraus geplant werden. Hier kommt es auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen vor Ort an, die Inklusion umsetzen (auch im Theorie-Praxis-Transfer). Diese „Akteure“ müssen eingeladen und mit ihnen gemeinsam geplant werden. Und das ist eigentlich auch die wichtigste Erkenntnis: Ohne die vielen an der Zukunftswerkstatt Inklusion interessierten und sehr engagierten Kolleg*innen wäre vieles in Köln nicht möglich gewesen. Ihnen und Euch gilt mein Dank!