Die Prosocial-Kern-Gestaltungsprinzipien liefern einen hilfreichen Orientierungsrahmen für die Umsetzung von nachhaltigen Kooperations- und Organisationsstrukturen. In bestehenden Gruppen oder Organisationen eigenen sie sich besonders gut, um Konversationen über mögliche Verbesserungspotentiale zu starten. Die Prosocial-Kern-Gestaltungsprinzipien gründen auf der Arbeit der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, die sich mit nachhaltigen Formen der Selbst-organisation beschäftigt und dafür den Nobelpreis in den Wirtschaftswissenschaften erhalten hat.
Die 8 Prosocial-Kern-Gestaltungsprinzipien1 | |
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Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe | 1 Klare Gruppenidentität und gemeinsame Ziele |
2 Gerechte Verteilung von Kosten und Nutzen | |
3 Inklusive und gerechte Entscheidungsfindung | |
4 Transparenz und Monitoring von Verhalten und Umwelt | |
5 Feedback auf hilfreiches und nicht hilfreiches Verhalten | |
6 Schnelle und gerechte Konfliktlösung | |
Zusammenarbeit zwischen Gruppen | 7 Autonomie der Gruppe |
8 Beziehungen mit anderen Gruppen |
Wir möchten hier aus Hanisch et al. (2020, S. 5)1 zitieren, um den Nutzen der Prosocial-Kern-Gestaltungsprinzipien weiter auszuführen:
Die Stärke dieser […] Prinzipien liegt insbesondere in ihrer Allgemeingültigkeit – sie lassen sich auf so gut wie alle Gruppen auf mehreren Ebenen anwenden, von Familien und Wohngemeinschaften, zu Schulen, Organisationen, Nationen und der globalen Gemeinschaft. Sie lassen sich sogar in noch verallgemeinerter Weise auf Kooperation in anderen Bereichen der Biologie - soziale Arten wie Honigbienen oder vielzellige Organismen - anwenden! Darüber hinaus liegt ihre Stärke darin, dass sie oftmals “offensichtlich” sind - wir Menschen haben aufgrund unserer Alltagserfahrung in Gruppen ein intuitives Verständnis für die Bedeutung dieser Bedingungen für das Zusammenleben. Dennoch kennen die meisten von uns Beispiele von Gruppen, die nicht sehr gut funktionieren und/oder menschliches Wohlbefinden verhindern, weil sie einige dieser Prinzipien nicht umsetzen.
Aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit bilden diese Prinzipien allerdings auch kein Patentrezept, denn die Umsetzung der Prinzipien kann je nach Kontext ganz anders aussehen. Jede Gruppe muss für sich ausprobieren und herausfinden, welche Mechanismen für die Förderung von Zusammenarbeit für sie am besten funktionieren. Die Prinzipien stehen auch in Wechselbeziehung und in einem Spannungsfeld zueinander, so dass deren Umsetzung oft ein gleichzeitiges Ausbalancieren und Abwägen mehrerer Prinzipien erfordert. Die kontinuierliche Erörterung und Reflexion über die vielen Möglichkeiten der Umsetzung der Prinzipien fördern ein tiefgreifenderes und übertragbares Verständnis der Bedingungen für Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft.